2013-10-30

Handwerk vs. IT oder Tapezieren für Freunde

Da nimmt man sich Zeit Freunde bei der Renovierung ihres Hauses zu unterstützen, tapeziert ein Zimmer nach dem anderen, verfällt in handwerkliche Routine und dann kommen sie ... diese merkwürdigen Gedanken zu allem möglichen Kram... Das muss man erstmal verkraften! Ist es das, was handwerkliche Arbeit so anstrengend macht?

Daher frage ich mich, ob man das Tapezieren (oder generell handwerkliche Tätigkeit) vielleicht sogar mit dem Arbeiten im IT-Umfeld vergleichen kann? Vermutlich kann man diese Art von Vergleich tatsächlich ziehen, wobei ich glaube, dass das Handwerk dann doch schon etwas weiter entwickelt ist...

Der Vergleich oder die gemeinsamen Aussagen

Grundkenntnisse ermöglichen es, die Arbeit anzugehen bzw. überhaupt zu verrichten.

Beispiele:
  • Die Tapetenrolle muss passend geschnitten werden.
  • Das Pulver muss ins Wasser eingerührt werden und nicht auf eine Tapetenbahn gestreut werden.

Gutes Werkzeug, mit dem man gewohnt ist zu arbeiten, beschleunigt den Arbeitsprozess und gestaltet diesen zuverlässig.

Beispiele:
  • Schneide ich die Tapetenbahn mit der Kinderschere, brauche ich länger, als die Bahn mit dem Schlagmesser  von der Rolle zu trennen.
  • Die stumpfe Klinge lässt beim Schneiden der Kanten die Tapete reißen.

Kenntnisse um den und Erfahrungen mit dem Arbeitsprozess ermöglichen eine gewisse Arbeitsroutine 

Beispiele:
  • Hänge ich die erste Bahn ins Lot, lassen sich die nächsten Bahnen aufgrund physikalischer Gegebenheiten leichter Stoß an Stoß hängen.
  • Mache ich die Bahnen etwas länger als die Wand hoch ist, schaffe ich sauber Kanten.

Fehler zwingen zum Nacharbeiten oder trüben das Ergebnis

Beispiele:
  • Kleistere ich nicht gut genug, entstehen Luftblasen, die wirklich nicht schön aussehen.
  • Vergesse ich die Tapetenränder gut zu kleistern, lösen sich die Nähte und ich muss diese nochmal nachkleben.

Expertenwissen, vermeidet Fehler und optimiert das Endergebnis

Beispiele:
  • Vermeide ich Durchzug in der Trockenzeit, bleiben die Stöße zusammen, sonst trennen sie sich um man kann die einzelnen Bahnen und kleine Spalte sehen - unschön!
  • In Ecken Bahnen neu ansetzen ermöglichen es an jeder Wand im Lot und damit gerade und schnell zu arbeiten.

Schnittstellenkenntnisse ("der Blick über den Tellerrand") betten das Gesamtergebnis optimal in die Umgebung ein.

Beispiele:
  • berücksichtigt man den Lichteinfall und die Blickrichtungen im Raum, tapeziert man mit dem Licht und es entstehen weniger bis gar keine Schatten, die das Ergebnis mindern.
  • geflickte Wände vorkleistern, damit die Haftung der Tapeten überall optimal ist und gut aussieht.

Warum aber ist das Handwerk weiter als die IT?

In der IT sind wir uns nie sicher, ob wir das richtige Werkzeug einsetzen oder nicht? Alles ist im Fluss und beim nächsten Arbeitsschritt, beim nächsten Projekt kann schon wieder alles anders sein.

Ähnlich verhält es sich mit dem Expertenwissen. Gibt es das in der IT wirklich? Meist handelt es sich dabei um "Best Practices", die morgen schon wieder überholt sein können. Und zum Teil basiert dieses "Expertenwissen" auf persönliche Erfahrungen in genau definierten Umgebungen, weshalb in konkreten Fällen auch ein Nicht-Erfolg trotz Anwendung einer "Best Practice" möglich erscheint.

Wo ist die Ingenieursleistung in der IT? Warum müssen wir ITler immer erst alles ausprobieren? Wo sind die Standards, die auch wirklich als Standard herhalten können?


Im Übrigen DANKE an meinen Patenonkel für die Vermittlung der Grundkenntnisse und dem Expertenwissen zum Tapezieren ;-)

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